Neumünster / 25.09.2009 – Nicht nur Verbraucher, sondern auch die Kartoffelbauern stellen sich die Frage, welche Kartoffel die Beste ist. Leicht ist die Frage nach der richtigen Sorte auch für die Landwirte nicht. Sortenwahl und Anbaubetreuung erfordern nach wie vor Fingerspitzengefühl. Preiseinbrüche im Frühjahr und die Schafskälte bescherten den Kartoffelbauern dieses Jahr unliebsame Überraschungen. Einen Einblick in seinen Betrieb und die diesjährigen Erfahrungen lieferte jetzt Matthias Ladehoff aus Neumünster.
Für Matthias und Senior Robert Ladehoff aus Brachenfeld in Neumünster stellt sich wie für viele Kartoffelbauern die Frage nach der richtigen Sorte jedes Jahr neu. Über 30 Jahre baut die Familie auf dem Mischbetrieb Kartoffeln an. Seit 25 Jahren werden rund 40 Prozent der Ernte direkt ab Hof verkauft. Der Rest geht in den Großhandel und an andere Direktvermarkter. Vier Hektar hat Matthias Ladehoff dieses Jahr mit Kartoffeln bestellt. Die Ernte ist drin. Im Anbau warteten Belana, Annabelle, Musica, Ballerina, Leila und Anuschka mit unterschiedlichen Resistenzen und Pflegeansprüchen auf. So zeigte Ballerina im Vergleich eine deutlichere Virusanfälligkeit. Bei Leila bleibt das Problem der Rissanfälligkeit, sagt Ladehoff. Anuschka hat wider Erwarten keine Eisenauffälligkeit auf den angrenzenden Äckern im Kreis Plön bei Neumünster gezeigt. Belana und Musica haben sich strapazierfähig und wenig anfällig entwickelt. Auf den Anbaumix setzt Ladehoff auf Grund der unterschiedlichen Kundenanforderungen. Während Belana mit runden Formen und flachen Augen sich besser für die Schälmaschine eigne, spreche Anabella mit eher länglicheren Formen und leicht tieferen Augen mehr für die manuelle Schälung. Beide Sorten haben sich in der Küche und im Direktverkauf bewährt, sagt Ladehoff.
Leicht enttäuscht habe Musica im Erstanbau 2009. Goldgelb und fest, hat die Sorte besonders die Schafskälte gut überstanden und in der Küche als Frühkartoffel überzeugt. Einziges Manko bei Musica: Jetzt im Herbst wird die Sorte mit zunehmender Lagerreife nach dem Kochen und Abkühlen weiß und nimmt daher keinen Spitzenplatz unter den Sorten für Bratkartoffeln ein. Auch die wollen Kunden gern goldgelb mit knusprigen Rändern meint Ladehoff nach Rückmeldungen von Verbrauchern. Nicht nur der Sortenmix hat sich für den Brachenfelder Landwirt bewährt. Die Mischung aus Abgabe an den Großhandel und Direktvermarktung verbessert das Preisniveau. Nach Preiseinbrüchen im Frühjahr hätten sich die Handelspreise inzwischen bei 21 bis 24 Euro für den Doppelzentner eingependelt. Etwas bessere Ergebnisse liefert der Verkauf an andere Direktvermarkter. Aufgebessert wird das Betriebsergebnis durch den Direktverkauf ab Hof. Fünf Euro für zehn Kilo fließen hier als Erlös in die Mischkalkulation. Die Sortenwahl bleibt ein Experimentierfeld, meint Senior Robert Ladehoff. Fingerspitzengefühl sei auch bei Düngung und Pflanzenschutz weiter gefragt. Ob nach der Schafskälte, die den Brachenfelder Landwirten einen Blick auf schwarze Felder mit erfrorenem Kartoffelgrün bescherte, allein die unterschiedliche Widerstandsfähigkeit der Sorten oder der direkt folgende Pflanzenschutzeinsatz entscheidend war, das sich ein Großteil der Bestände erholte, sei nicht abschließend zu beurteilen, meint der erfahrene Altbauer. Zumindest scheine der direkt erfolgte Pflanzenschutzmitteleinsatz eine den Frostschäden folgende Krautfäule und weitere Schädigungen verhindert zu haben. „Auf einen wirklich würdigen Nachfolger für Linda müssen wir wohl noch eine Weile warten“, lautete der abschließende Sortenblick der Brachenfelder Kartoffelbauern.