Viel frische Luft und modernste Technik für 130 Kühe. Trotz instabiler Milchpreise haben Hans-Jürgen (53), Brigitte (54) und Daniel Jahn (24) aus Ruhwinkel den Schritt gewagt, in die Milchwirtschaft ihres 130 Hektar Hofes zu investieren. Vor gut zwei Jahren hat die Familie mit der Planung eines neuen dreihäusigen Offenstalls und einer modernen Milchzentrale begonnen.
„Vielleicht hätten wir den Bau nicht gestartet, wenn wir die Milchpreisentwicklung voraus gesehen hätten“, meinte Brigitte Jahn in der letzten Septemberwoche. Planung und Aufträge waren allerdings zu weit fortgeschritten, um das Projekt noch schadlos zu bremsen. Bewirtschaftet werden zurzeit 130 Hektar mit rund 30 Hektar Eigenland. Angebaut werden rund 60 Hektar Silomais, 15 Hektar Raps, 25 Hektar Weizen und 12 Hektar Ackergras. Hinzu kommt Dauergrünland. Neben den 130 Milchkühen stehen rund 60 Bullen in der Mast. Insgesamt kommt der Betrieb mit Nachzucht auf durchschnittlich 390 Tiere. Bislang hat Daniel Jahn auf zwei Standorten gemolken. Viel Fahrerei und Aufwand waren damit verbunden. Inzwischen ist auf dem Hof in Ruhwinkel im Kreis Plön die Erweiterung vollzogen.
Der neue dreihäusige Milchviehstall bietet Platz für derzeit 130 Kühe und ist auf bis zu 240 Liegeplätze erweiterbar. Ausgestattet ist der großzügig offen gestaltete Stall mit einer Schiebeentmistung für den Zwischengang. Die Liegeplätze sind als Tiefboxen gebaut, die einmal in der Woche mit einem Stroh-Kalk Gemisch nachgestreut werden. Rund 500 Kilo Stroh werden bei einer Bestallung mit 130 Kühen pro Woche benötigt. Die Fütterung erfolgt mittels Futtermischwagen über den Futtergang. Gefüttert wird in zwei Gruppen. Angeboten wird eine Komplett Totalmischration mit unterschiedlicher Zusammensetzung für die frisch melkenden Kühe in Gruppe Eins und die Altmelkenden ab 180 Tage in Gruppe Zwei. Die Ration in Gruppe Eins, auf durchschnittlich 32 Kilo Milchleistung ausgelegt, enthält 65 % Mais, 35% Gras, 4 Kilo Raps-Soja Gemisch, 4,5 Kilo Milchleistungsfutter zuzüglich Mineralien, Futterfett und Strohanteile als zusätzliche Ballaststoffgabe. Gruppe Zwei, auf durchschnittlich 26 Kilo Milchleistung ausgelegt, erhält 60% Gras, 40% Mais, 4 Kilo Raps-Soja Gemisch und Mineralfutter. Milchleistungsfutter und Stroh entfallen hier. Der Betriebsschnitt in der Milchleistung liegt bei rund 8.300 Kilo im Jahr. Neben dem neuen Offenstall, der nur im Winter längsseitig mit Rollos als Wind- und Regenschutz geschlossen wird, ist ein separates Melkhaus entstanden. Über eine Rampe gelangen die Kühe in die Melkzentrale, die mit einem Bumatic Side by Side Stand ausgestattet ist. Gearbeitet wird im Doppel 12 Betrieb.
Die Anlage ist auf 16 bis 19 Doppelplätze erweiterbar. Der Frontaustrieb ermöglicht schnelle Gruppenwechsel im Melkbetrieb. Insgesamt biete die Anlage nicht nur ein hohes Maß an Tiergesundheit und Erleichterung in der Einhaltung von Hygienestandards, sondern auch eine hohe Arbeitsproduktivität, sagt Daniel Jahn. Etwa 90 Minuten benötigt der Junglandwirt für das Melken der 130 Kühe. Mit zwei Personen sei die Arbeit im Stall und im Melkstand ausgesprochen gut händelbar. Die Kosten für den Gesamtbau liegen bei der derzeitigen Auslastung mit 130 Kühen bei etwa 5.000 Euro pro Platz. Bei einer optionalen Vollauslastung der Anlage mit 240 Plätzen würden die Einzelplatzkosten sich bei etwa 3.800 Euro bewegen. 21 Cent hat Daniel Jahn im August für das Kilo Milch von seiner Meierei erhalten. Zu wenig, um auf Dauer bestehen zu können, sagt Jahn, der sich für die Milchwirtschaft entschieden hat und dessen Arbeitsleben als Landwirt noch vor ihm liegt.