Bönebüttel / 03.12.2009. Kann ökologischer Landbau eine vollwertige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft sein? Das wollten Landwirte aus dem Verband landwirtschaftlicher Fachbildung Neumünster und Umgebung wissen. Hatte der Vortrag über alternative Energieerzeugung im November noch rund 90 Landwirte in den Husberger Hof nach Bönebüttel gelockt, waren es in der „Ökodiskussion“ nur 22 Bauern, die einen Blick in die Arbeit von Biobauer Dirk Kock-Rohwer aus Bönebüttel riskierten. Auch wenn nach dem Vortrag von Kock-Rohwer und Götz Daniel als Berater vom Ökoring Schleswig-Holstein keiner der anwesenden Landwirte spontan Biobauer werden wollte, sorgten die zwei Vertreter des ökologischen Landbaus für nachdenkliche Gesichter in den Reihen ihrer Zuhörer. Das die Landwirte aus dem Fachverband durchaus im allgemeinen Trend schwimmen und immer noch zu wenige in den Zug Ökologische Landwirtschaft einsteigen, zeigte Götz Daniel an Zahlenbeispielen. Der Bedarf sei da, meinte Daniel. Nicht nur die Nachfrage nach Biomilch sei deutlich gestiegen. Hier werde Biomilch aus Österreich oder Dänemark zugekauft, um den Bedarf auch bei Discountern zu decken. Insgesamt ist der Umsatz biologisch erzeugter Lebensmittel allein vom Jahr 2000 bis 2006 um rund 124 Prozent gestiegen, der Anteil deutscher Bioflächen dagegen nur um 51 Prozent, erklärte Daniel. Daniels Fazit: Zu wenige Landwirte nutzen die Chancen der ökologischen Landwirtschaft. Dass diese durchaus eine gute Alternative zur konventionellen Ackerbestellung und Tierzucht sein kann, unterstrich Biobauer Dirk Kock-Rohwer, der in Bönebüttel einen Demeterhof bewirtschaftet. Immerhin ernährt der inklusive Pachtflächen 185 Hektar große Biohof nicht nur die Familie, sondern gibt auch noch zusätzlich vier Arbeitsplätze her. Seit 1991 wird der Hof biologisch bewirtschaftet. Warum? „Gift und Geiz“, klärte Kock-Rohwer scherzhaft auf. Gift, weil er es nicht mag und Geiz, weil der geschlossene Kreislauf eines biologisch bewirtschafteten Hofes auf teuren Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel verzichten kann. Marienkäfer statt Spritze, sei bei Läusebefall angesagt. Zugegeben, die Hoffnung, dass die Marienkäfer rechtzeitig aus der Winterruhe erwachen, gehöre dazu. Und auch die Kühe, die mit Kleegras, Lupinen und Getreide von den hofeigenen Flächen gefüttert werden, geben weniger Milch, als ihre schwarzbunten Hochleistungsschwestern aus konventioneller Haltung.
Mit Getreideerträgen von 90 Doppelzentnern pro Hektar, kann der Biobauer ebenfalls nicht konkurrieren. Dafür gibt es mehr Geld für die Milch, bessere Preise bei Roggen, Hafer oder Dinkel und auch der Ertrag aus dem Fleischverkauf ist rund 20 Cent pro Kilo besser, als im konventionellen Bereich. Auf den Acker kommt nur Gründünger und Mist. Alle fünf Jahre darf der Biobauer Kalk ausbringen. Dass Getreidebau ohne den großen Chemiebaukasten auskommen kann, zeige der Roggen auf den Feldern. Bis über zwei Meter hoch, wiegen sich dessen Halme im Wind, ohne zu brechen. Halme moderner Hybridsorten würden ohne Wachstumsbremse aus der Spritze brechen. Es gab Rückschläge in den 17 Jahren, sagte Kock-Rohwer. Auch musste experimentiert werden, welche Fruchtfolgen auf seinem Land am besten funktionieren. Heute stehe der Betrieb gesund da und auch das freie Wochenende sei längst kein Fremdwort mehr.