Bornhöved / 08.09.2011. Gipsmörtel und geschüttete Feldsteinmauern an Feldsteinkirchen stellen Sanierer und Restauratoren vor Aufgaben, die in der Vergangenheit nicht leicht zu bewältigen waren. Ein besonderes Problem war bislang die Verwendung von Zement zur Reparatur Jahrhunderte alter Gips- und Feldsteinwände. Chemische Reaktionen ließen Mineralbildungen in den Wänden entstehen. Die Folge waren kurzlebige Renovierungserfolge und Wandbereiche, die sich durch sogenannte Treibminerale (43n) aufblähten, wie ein Hefekuchen. Das soll bei der anstehenden Renovierung der Bornhöveder St. Jacobi Kirche vermieden werden.
Hier wird experimentelle Bauforschung betrieben. In den letzten Wochen haben Mitarbeiter der Kirchenbauhütte Lübeck eine bislang in Schleswig-Holstein einzigartige Feldsteinwand auf dem Kirchengelände gebaut, die jetzt als Musterwand dient. Vor dem Bau wurde die Kirchenwand geöffnet, um Einblicke in die Bauweise vergangener Zeiten zu erhalten. Ohne zu verstehen, wie die Baumeister alter Tage diese Wände gebaut haben, hätte auch eine Musterwand nicht den gewünschten Erfolg gebracht, meinte der begleitende Bauhistoriker Dr. Holger Reimers. Die jetzt erhaltenen Einblicke seien bereits ein Gewinn, der nicht nur der Renovierung der Bornhöveder Kirche zu Gute kommen könnte. Auch wenn für jede Kirchenrenovierung ein individuelles Konzept erstellt werden muss, sind die Ergebnisse aus Bornhöved wertvoll. Allein der Blick auf das frei gelegte Kirchenfundament aus tief in die Erde reichenden Feldsteinen und gewollt eingebauten Lufträumen, sei bereits wertvoll gewesen. Die Bauweise wurde jetzt eins zu eins beim Bau der Musterwand umgesetzt.
Die steht inzwischen mit rund 3,6 Meter Länge und 1,10 Meter Dicke auf dem einen Meter in die Tiefe reichenden Fundamentsockel aus Feldsteinen. „Keine leichte Aufgabe“, meinten die beiden Maurer Karl-Heinz Philipp und Jürgen Kreutzfeldt von der Lübecker Kirchenbauhütte. Nicht nur der Einsatz der unterschiedlichen Hundisburger Gipse und Gipse aus dem Südharz war neu. Auch die Verarbeitung der aus der Umgebung gespendeten Feldsteinbrocken stellte die erfahrenen Maurer vor ganz neue Herausforderungen. Zuletzt mussten die bis zu 300 Kilo schweren Fundamentbrocken mit einem kleinen Ladekran bewegt werden, nachdem Muskelkraft und Brechstange an ihre Grenzen gekommen waren. Inzwischen wächst die Mauer jeden Tag ein Stück. Drei Meter hoch soll sie am Ende werden.