Wankendorf / 02.07.2016. „Einmal Wankendorf und zurück bitte“. Am Wochenende öffneten sich im alten Wankendorfer Bahnhof noch einmal die Türen des Bahnhofs und des Heimatmuseums für eine Rückschau. Das renovierungsbedürftige Gebäude soll verkauft werden. Nein, eine Bahnsteigkarte, wie es auf großen Bahnhöfen in vergangenen Zeiten üblich war, mussten die Besucher des Heimatmuseums im alten Wankendorfer Bahnhof am Sonnabend nicht lösen. Dafür gab es eine ganze Menge Geschichten aus der Vergangenheit des Wankendorfer Bahnbetriebs und aus der bewegten Geschichte des alten Bahnhofsgebäudes zu erfahren.
Die Wankendorfer Hans Druse und Horst Köhling waren zwei, die sich erinnerten. Die beiden ehemaligen Fahrdienstleiter der Bahn haben nicht nur bis zur Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1986 lange Jahre ihren Dienst auf dem Wankendorfer Bahnhof geleistet. Hans Dunse ist sogar in dem Bahnhofsgebäude geboren worden. Im November 1948 waren Flüchtlingsfamilien im Bahnhof untergebracht. 1964 begann Hans Dunse seine Ausbildung als Jungwerker bei der Bahn in Wankendorf. Heute besuchen wieder Flüchtlinge den alten Bahnhof, treffen sich regelmäßig im Flüchtlingscafé. Damit schließe sich ein Kreis, meinte Traute Leschke vom DRK-Wankendorf.
„Der Bahnhof ist ein Stück lebendiger Wankendorfer Kultur“, meinte Traute Leschke. Über 10 Jahre trifft sich allein die von ihr geleitete Englischgruppe dort. Neben dem Heimatmuseum hatten Landjugend und der ehemalige Jugendverein Waniko ihr Zuhause unter dem Dach des alten Bahnhofs. Züge halten längst nicht mehr in Wankendorf. Zuletzt hielten die Bokhorster Draisinenfreunde noch einige Male am alten Bahnhof. Heute erobern Brombeeren, Büsche und Bäume das alte Gleisbett zurück. Und am Bahnübergang in der Bahnhofsstraße muss kein Passant mehr warten, bis auch der letzte Güterwagen Platz auf dem Bahnhofsgleis gefunden hat. „Eigentlich schade“, meinte die beiden ehemaligen Wankendorfer Streckenleiter. Zu ihrer Zeit belebten die Schüler auf ihrem Weg ins Plöner Gymnasium den Bahnsteig. Die Pendler nach Neumünster siegen am Morgen in den Zug, der sie zur Arbeit brachte. Und in strengen Wintern tauten die Eisenbahner die eingefrorenen Weichen mit Kohlenfeuern auf. 1996 wurde zuletzt auch die Eisenbahnbrücke über die Bundesstraße B-404 Depenau-Ascheberg abgebrochen, erinnerten sich Wankendorfer und Eisenbahner.
Was aus dem alten Bahnhof wird, ist offen. Das Gebäude soll nach einem Beschluss der Gemeinde verkauft werden. Volkshochschulkurse, das Heimatmuseum, das Flüchtlingscafé oder die Englischgruppe müssten dann umziehen. „Vielleicht gibt es ja Platz im neuen Familienzentrum“, meinte Ingrid Sönnichsen von der Volkshochschule, die auch das Heimatmuseum der Gemeinde betreut. Glücklich sind sie nicht alle über die Entscheidung zu verkaufen, statt zu renovieren. „Wir brauchen nichts Feingemachtes“, meinte Traute Leschke, die das charmant unter altem Putz dahinbröselnde Flair des alten Bahnhofs gern noch als kulturelle Anlaufstelle erhalten gesehen hätte.