Trappenkamp / 12.08.2016. Das Tauziehen um den Namen der Trappenkamper Dr. Gerlich Schule ist beendet. Donnerstag stand das Thema noch einmal abschließend zur Beratung auf der Tagesordnung der Trappenkamper Gemeindevertretung. Wie Trappenkamps Bürgermeister Harald Krille erklärte, hätten sich Trappenkamps Ortspolitiker eingehend mit den Fragen zur Nazivergangenheit des Namensgebers der ehemaligen Trappenkamper Grund- und Hauptschule auseinandergesetzt und sich die Entscheidung nicht leichtgemacht.
Die SPD sehe ein Festhalten an der Namensgebung als falsches Signal. Auch wenn Gerlich als Mitglied der allgemeinen SS nicht an sogenannten Gräueltaten beteiligt gewesen sei, spreche allein die Verleugnung seiner SS-Mitgliedschaft nach dem Krieg gegen eine Beibehaltung des Schulnamens. Den Einwurf von Sven-Uwe Jahn, Fraktionsvorsitzender der Trappenkamper Bürger Interesse (TRABI), das sich Gerlich möglicherweise nur einer Notlüge bemächtigt hätte und die damalige Gemeindevertretung Trappenkamps Gerlichs Verdienste nach dem Krieg würdigen wollte, ließen SPD-Vertreter wie Dr. Axel Barkow und Merle Schultz nicht gelten.
Gemeindevertreterin Merle Schultz, als jüngstes Mitglied der Trappenkamper SPD-Fraktion, brachte es auf den Punkt: Es geht nicht um die Herabwürdigung der Leistungen, die Dr. Gerhard Gerlich als Landtagsabgeordneter zweifelsohne für Trappenkamp geleistet hat, sagte Schultz. Allerdings habe Gerlich bei seiner Entnazifizierung zu seinen Gunsten und Vorteilen gelogen.
„Wir erwarten von den Schülern und Lehrern Ehrlichkeit. Wir lehren die Kinder zu Fehlern zu stehen und Konsequenzen für das eigene Verhalten zu tragen“, meinte Trappenkamps jüngste Gemeindevertreterin.
Auch wenn es Zweifel an den Beweggründen für Dr.Gerlichs Mitgliedschaft in der SS gebe, sprechen zu viele Gründe gegen eine Beibehaltung des Schulnamens, meinte Schultz. Außerdem beantragte Schultz eine Namensabstimmung über den Beschluss der Gemeindevertretung. In der abschließenden Abstimmung sprachen sich die Neun SPD-Mitglieder einstimmig für eine Namensänderung aus. Die anwesenden sechs TRABI-Mitglieder stimmten gegen die Namensänderung. Damit folgt die Gemeindevertretung dem Wunsch der Schule, sagte Trappenkamps Bürgermeister Harald Krille. Der metallene Schriftzug der Dr. Gerlich Schule soll als Zeitzeuge mit einer Erklärung zum Geschehen einen Platz im Museum der Gemeinde erhalten. Die Schule soll künftig Grundschule Trappenkamp mit Förderzentrum heißen. Auf einen Namenszusatz soll künftig verzichtet werden.
Außerdem wurden die Erneuerung der Flutlichtanlage auf dem Sportplatz und die Einrichtung eines Starkstromanschlusses für die Waldbühne beschlossen. Hier hatte es außerdem im Zusammenhang mit einer Veranstaltung einen unschönen Vorfall gegeben. „Zieht ab, ihr kommt hier nicht rein“, hatte ein Kassenmitarbeiter beim Open-Air-Konzert „Flächenbrand“ im Mai einem jugendlichen Syrer mit seinen Freunden den Eintritt verweigert, als diese ihren Eintritt zahlen wollten und nach ihrer Herkunft befragt wurden. Den Vorfall berichtete der Trappenkamper Jürgen Mayer. „Das darf in Trappenkamp keinen Platz haben“, sagte Mayer. Der Vorfall hat ein Nachspiel, das in einem Gespräch mit dem Veranstalter geklärt wird, sagte Bürgermeister Harald Krille zu. Außerdem berichtete Krille über die Planungsfortschritte zum Neubaugebiet am ehemaligen Waldhotel und zur Erweiterung der Kindertagesstätte Pusteblume. Beide Projekte sollen 2017 verwirklicht werden. Im Zusammenhang mit dem Neubaugebiet wurde die Ersatzanlage für eine auf dem Baugrund bestehende Teichanlage beschlossen. Die Änderung des Schulnamens soll kurzfristig auf den Weg gebracht werden, erklärte Krille abschließend. Deswegen hätte es auch die Sondersitzung in den Ferien gegeben. Damit könne die Schule unbelastet in das neue Schuljahr starten.
Kommentar:
Trappenkamp hat sich als Slogan „Trappenkamp, die Familiengemeinde“ auf die Fahne geschrieben. Als Gemeinde mit einer Geschichte, die sich unter anderem auf den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge begründet, soll Trappenkamp auch in aktuellen Flüchtlings- und gesellschaftspolitischen Fragen eine lebendige und weltoffene Gemeinde sein. Zumindest ist dies ein Wunschbild des heutigen Bürgermeisters Harald Krille. Die Idee scheint Früchte zu tragen. Das Bild wird von vielen Trappenkampern geteilt. Lediglich bei den beiden politischen Parteien der SPD und der TRABI (Trappenkamper Bürger Interesse), scheinen die seit der Wahl Krilles verkündeten Signale zu einer anderen und besseren Zusammenarbeit zum Wohl der Gemeinde langsam wieder im Sande zu versickern. Die Zeit gemeinsamen konstruktiven Arbeitens scheint Sprünge bekommen zu haben. Statt Arbeit für die Bürger scheint eine Rückkehr zu kleinkariertem Fraktionsgehabe Einzug zu halten. Spätestens wenn man als Zuhörer wie am Donnerstag der Diskussion in der Gemeindevertretung um Themen wie der Namensgebung der bisherigen Dr. Gerlich-Schule folgt, kommt Befremdlichkeit auf. Die Argumente aus der Trabifraktion muten nach Festhalten am ewig Gestrigen an. Von gelassenem Umgang, besonders mit den Wünschen der Betroffenen in Form der Schüler, Eltern und Lehrer, die sich für einen neuen Namen ausgesprochen haben, war da keine Spur. Von Demokratie in dem Sinne ist da bestenfalls auf der Internetseite der Trabi´s die Rede. „Im Zweifelsfalle für den Angeklagten“, wie es der Trabifraktionsvorsitze Sven-Uwe Jahn für eine Beibehaltung des Namens als Dr. Gerlich Schule forderte, scheint für Schüler und Lehrer keine Gültigkeit zu haben. Ob sich die Investitionen der Gemeinde, wie sie zurzeit verstärkt durch die SPD-Fraktion angeschoben werden, am Ende langfristig für die finanziell seit Jahren stark belastete Gemeinde auszahlen werden, muss die Zukunft noch erst zeigen. Die Investition in die Zukunft der Kinder indessen sollte außer Frage stehen. Dazu gehört auch ein gutes Gefühl im Bauch der Kinder, wenn diese den Namen ihrer Schule nennen. Ohne mögliche berechtigte Verdienste eines Menschen zu schmälern, dem vielleicht auch nur der Mut fehlte, sich offen zu erklären und dadurch auch Namensgeber für eine Schule wurde: „Im Zweifel für die Kinder“, das wäre das bessere Argument gewesen. Zumindest zeigten Ortspolitiker wie Trappenkamps jüngste Gemeindevertreterin Merle Schultz den Mut für Kinder und Schule zu einer gesellschaftlich tragbaren Lösung einer zugegeben schwierigen Entscheidung zu stehen.