Bilanz einer Berlinfahrt wieder zu Hause auf den Höfen. Unterm Strich dürfte es ein Erfolg sein und ein Schritt in die richtige Richtung, meinten Thomas Prien und Henry von Bülow aus Schillsdorf sowie Henrik Loop aus Bönebüttel beim Treffen in der alten Schmiede auf Gut Alt-Bokhorst (von links).

Schillsdorf / Altbokhorst / 02.12.2019. „Wir möchten schlicht mit der Politik und der Bevölkerung, sprich den Verbrauchern, auf einer ehrlichen Bühne ins Gespräch kommen und beim Blick auf Umweltthemen nicht als vorverurteilte Buhmänner der Nation hingestellt werden“, sagen von Bülow, Prien und Loop. Das war einer der Gründe, warum sich die drei Landwirte vor einer Woche auf den Weg nach Berlin gemacht hatten. Allerdings sei die Anerkennung der Leistung des Berufsstandes auch nur eine Seite der Medaille. Von der Politik trotz langer vorweggegangener Diskussionen eher enttäuscht, machten sich die drei Landwirte von Berlin aus mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Hause.

 

Zukunft mit Fragezeichen.

„Wir waren uns nicht sicher, ob die Sorge um die Zukunft unserer Höfe wirklich in Berlin angekommen ist“, meinten von Bülow, Prien und Loop wieder zu Hause auf den Höfen angekommen. Mit den anstehenden Einschnitten im Bereich Düngung und Pflanzenschutz, weiter steigendem Dokumentationsaufwand und höheren Umweltauflagen, etwa beim Güllemanagement, wird es noch enger in der Kasse, sagen die Bauern. So etwa musste Thomas Prien am wenige Jahre alten neuen Milchviehstall den nächsten Vorratsbehälter für die Güllelagerung bauen. „Nach Millioneninvestitionen in den Milchviehbetrieb mit 180 Milchkühen einmal eben die nächsten 100.000 Euro Investition und kein Ende der Kostenspirale in Sicht, das ist bitter“, sagt Prien, der gern etwas mehr kalkulatorische Sicherheit hätte. „Wir brauchen Verlässlichkeit“, sagt Prien. 10 Euro für ein Kuhkalb, das sei als Realität hart genug. 

„Aktuell ein angesagter Einschnitt in der Düngepraxis in Höhe von 20 Prozent weniger Dünger auf den Äckern, das ist mit der Gießkanne übers Land gekippt“, sagt Henry von Bülow, der 500 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Weizen, Gerste, Raps und Ackerbohnen, vielleicht im kommenden Jahr einige Hektar Futtermais für einen Nachbarbetrieb, hinzu kommen 100 Hektar Waldbewirtschaftung. Bei einer Beschränkung der Düngepraxis, so wie sie geplant ist, können weder die heutigen Qualitäten, als auch Ernteerträge gehalten werden. Einen Weg aus der auch wirtschaftlich drohenden Misere kann nur gemeinsam mit Bauern, Politik, Handel und Verbrauchern gestaltet werden, sagt von Bülow.

Generationenwechsel mit Risiko.

Für Henrik Loop aus Bönebüttel, noch in der Ausbildung, steht der Generationenwechsel an. 500 Hektar Ackerbau mit 180 Hektar Getreide, 20 Hektar Grünland für 50 Pferde auf dem Hof und 300 Hektar Energiepflanzenanbau mit überwiegend Mais für den hofeigenen Biogasbetrieb, wollen gemanagt werden. „Mit jeder weiteren Beschränkung wird das unternehmerische Risiko unkalkulierbarer“ sagt Loop. Trotzdem bleibt Hoffnung. „Wir sind bereit für Veränderungen, sagen die Landwirte. Allerdings müsse etwa beim Umwelt- und Landschaftsschutz ein Ausgleich für Leistungen erbracht werden. Außerdem müsste die wissenschaftliche Begleitung, etwa beim CO2 Management oder der Humusbilanz anders gewertet und in Entscheidungen einbezogen werden. Unterm Stich war die Fahrt nach Berlin wohl ein Erfolg, meinten von Bülow, Prien und Loop. Unerwartet hoch waren die vielen positiven Signale aus der Bevölkerung. Das hat uns richtig überrascht und auch gefreut, sagte Henry von Bülow. Der friedliche Protest der Bauern scheint Früchte zu tragen. Und vielleicht sei der Agrargipfel im Kanzleramt am Montag ja auch ein Schritt aufeinander zu und ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Kanzlerin etwa bei der Düngeverordnung hart geblieben ist.