Bönebüttel / Schleswig-Holstein / 12.09.2011. Die Ställe sind blitzsauber. Das Büro ist aufgeräumt. Arbeiten, die sonst bis nach der Ernte und der Herbstbestellung der Felder liegen bleiben müssen, sind längst erledigt, sagt Landwirt Sönke Harder aus Bönebüttel. Das Wetter spielt dieses Jahr einfach nicht mit. Immer wieder haben erhebliche Regenmengen die Ernte unterbrochen. In der Marsch und auf den lehmigen Hügelrücken Ostholsteins sind viele Flächen kaum befahrbar. Nachdem Kahlfröste im Frühjahr den Raps ausdünnten, folgte eine Dürreperiode im April, die bis in den Mai anhielt.
Danach hieß es Regen, Regen und noch einmal Regen. In den Cafés und Ausflugslokalen blieben die Außentische leer. Auf den Feldern standen die abgehakten Schneidwerke der Mähdrescher. „Bauernsonntag“, kommentierte der Großharrieer Landwirt Carsten Röpke das Erntegeschehen Anfang August, als wieder einmal düstere Regenwolken Schauer um Schauer heran trieben.Auch jetzt im September hat sich das Wetterbild nicht wirklich verbessert. Bis zu den Knien stand Landwirt Thore Biß vom Bezirksbauernverband Neumünster am Freitag in den Wiesen zwischen Schwaale und Brammer Au bei Bönebüttel im Wasser. Die Böden sind vollgesogen wie ein Schwamm. „Hier fällt der dritte Grasschnitt wohl aus“, meinte Biß. Die Böden sind gesättigt. Das viele Wasser bringen Drainage und Entwässerungsgräben nicht schnell genug weg.
Nachdem die Ernte bei Raps, Weizen und Gerste mit erheblichen regionalen Unterschieden so gut wie abgeschlossen ist, warten die Landwirte jetzt händeringend auf besseres Wetter für die Herbstbestellung. Auf den höher gelegenen Geestrücken mit leichten Böden sind die Probleme geringer, sagt Biß. Hier kann gefahren werden. Neben der Herbstbestellung mit Wintergetreide steht jetzt die Maisernte vor der Tür. „Hier können wir nur auf einen schönen Altweiobersommer hoffen“, meinte der Bönebütteler Landwirt. Die ersten angehäckselten Flächen versprechen allerdings auch beim Mais keine Spitzenergebnisse. Zu wenig Sonne lässt die Kolben nicht genügend reifen. Damit ist weniger Energie im Kolben. Neben der geringer ausgefallenen Gerstenernte, die eines der wichtigsten Futtergetreide ist, werden damit im Schnitt auch beim Futtermais geringere Qualitäten als in normalen Jahren erwartet. Selbst gutes Futterstroh ist knapp geworden. „Was als Streu taugt, ist noch lange nicht als Rauhfutter geeignet“, sagt Carsten Blöcker aus Großharrie.
„All das sei kein Jammern auf hohem Niveau“, meint Thore Biß. Nur ein Spitzenjahr ist eben dieses Jahr nicht erreicht. Dafür haben die ungewöhnlichen Wetterverhältnisse gesorgt. Allerdings sei die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor und Ernteschwankungen von rund 20 oder mehr Prozent seien letztlich auch hier spürbar. Eine durchaus machbare Zahlung der europäischen Direktzahlungen an die Landwirte im Dezember, statt erst im neuen Jahr, könnte manchem Betrieb bereits erheblich helfen, die Verluste auszugleichen und zu überbrücken.