Schleswig-Holstein / Bordesholm / 23.10.2012. „Wir haben mit der Umsetzung der für die Landesforsten (SHLF) erstellten Managementpläne begonnen“, erklärte Förster Jörn Winter im Forst Wildhof am Bordesholmer See. Neben Winter arbeitet Landschafts- und Kulturbauer Eckhard Relotius mit einem Kleinbagger, schüttet einen Entwässerungsgraben zu und baut aus dem Lehmboden, den sein Mitarbeiter Svent Schütt heranfährt, einen Damm für einen Wanderweg, der künftig über den Graben führen wird.
„Forstlich betrachtet ist das eher filigrane Arbeit“, meinten Winter und Relotius zum Einsatz der kleinen Maschinen. Bei den Arbeiten sollen Wald und Wege möglichst wenig Schäden nehmen. Grund der Arbeiten ist die Umsetzung der forstlichen Managementpläne. Dahinter verbergen sich Schlagworte wie Flora-Fauna-Habitatgebiete (FFH) und Natura 2000, klärt Winter auf. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, soll mehr Wildnis in die schleswig-holsteinischen Landeswälder einziehen. Dazu gehört auch die Entwicklung und Pflege sogenannter FFH-Gebiete, sagt Winter. Im Bordesholmer Wildhof sind das 35 Hektar Wald, die wieder mehr Wildnischarakter erhalten.Der Managementplan wurde in Absprache mit der Gemeinde Bordesholm, der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, der Unteren Naturschutzbehörde Kreis Rendsburg-Eckernförde, dem Wasser- und Bodenverband Obere Eider und den örtlichen Vertretern vom BUND e.V., Kultur- und Verschönerungsverein Bordesholmer Land e.V., Förderverein Bordesholmer See e.V. durch die Projektgruppe Natura 2000 im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MLUR) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben.
Bei den aktuellen Arbeiten werden zunächst zehn Entwässerungsgräben geschlossen, wodurch es zu einer Wiedervernässung in den tiefer gelegenen Waldstücken kommt. Dadurch entsteht ein Bruch- und Auwaldcharakter in den Waldflächen. Mehr Artenvielfalt, sogenanntes Totholz für Käfer und Arten wie den Mittelspecht, der zu den Leittierarten in den FFH-Gebieten zählt, Lebensraum für Fledermäuse, aber auch mehr Erlebnisraum für die Menschen zählen zu den Zielen. „Der Mensch soll in den Schutzgebieten nicht ausgeschlossen, sondern im Gegenteil mitgenommen werden“, sagte Winter. Hierzu zähle auch eine Überarbeitung des Wegenetzes im Wald. Einige Wege werden für den Publikumsverkehr geschlossen, andere sollen dafür als gelenktes Naturerlebnis ausgebaut werden und Informationstafeln versehen werden. Forstlich ist all das wirtschaftlich zu verkraften, auch wenn damit eine Veränderung der Nutzung einhergeht, meint Winter.Wald sei eben viel mehr, als die Summe der geschlagenen Raummeter Holz. Neben der forstlichen Nutzung sind ökologische Faktoren ebenso wichtig, wie der Naherholungswert für die Menschen. Waldbau ist ohnehin ein Generationenvertrag besonderer Form, meint Winter. „Die Umsetzung der entwickelten Managementpläne wird uns über Jahrzehnte beschäftigen“, sagt der Bordesholmer Revierleiter. Die jetzt im FFH-Gebiet eingeleitete Wiedervernässung von Waldflächen und die Arbeiten für das neue Wegenetz sind nur ein Anfang für ein Stück mehr wildes Schleswig-Holstein.
Die zugrundeliegende Natura 2000-Gebietskulisse umfasst FFH-Gebiete (nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) sowie Vogelschutzgebiete (nach der EG-Vogelschutzrichtlinie). In den schleswig-holsteinischen Landesforsten liegen allein 90 Natura 2000-Gebiete. Dazu zählen 77 FFH-Gebiete mit einer Fläche von etwa 12.800 ha, sowie 13 Vogelschutzgebiete mit etwa 4.000 ha Fläche, die sich in großen Teilen überlappen.
Für 56 (60 %) der Gebiete gibt es einen fertigen, vom MLUR genehmigten Managementplan.
Von den Planungen sind 29 der 30 Förstereien der SHLF betroffen.