Ob Dorsch oder Hirschkeule, eines haben Angler und Jäger gemeinsam: Sie stecken die Nase in Wind und Regen und bringen Beute aus heimischen Revieren und Gewässern mit nach Hause. Schleswig-Holsteins Angler dürfen sich dabei über einen guten Saisonstart freuen. An der Küste wird gefangen. Die Jäger begrüßen immer mehr Frauen in ihren Reihen. So jedenfalls lautete der Tenor auf der AnJa, der traditionellen Frühjahrsmesse für Angeln und Jagen in den Neumünsteraner Holstenhallen. Drei Tage lang drehte sich dort vom 14. bis 16. März alles um Angeln, Jagen und ein buntes Rahmenprogramm für Jäger, Angler und Naturfreunde.
Rund 10.000 Besucher haben die Gelegenheit wahrgenommen, sich in Neumünster nach den neusten Trends umzusehen oder einfach nur einen Messebummel zu machen, schätze Messeleiter Michael Böttcher am Sonntagnachmittag. Vor der Tür demonstrierten eine Handvoll Tierschützer, die nach kurzer Zeit dem Regen Tribut zollten und angesichts schleswig-holsteinischer Witterungsverhältnisse die Segel strichen. Der eher familiären Atmosphäre der AnJa taten auch die noch immer laufenden Bauarbeiten an den Holstenhallen keinen großen Abbruch. Zwar war spür- und sichtbar, dass noch nicht alles fertig und nutzbar ist, so etwa das neue lichtdurchflutete Foyer, dafür dürften aber zukünftige Messetage in den Holstenhallen noch einladender werden, meinten einige Messebesucher. Immerhin gab es auf der Suche nach Schnäppchen und den neusten Trends einiges zu entdecken.
Knallbunte Kunstköder für spannende Fänge warteten auf die Angler
So gab es für Jonas Weißbach (8) kunterbunte Wobbler mit besonderen Körperzuschnitten zum Fang von Raubfischen wie Hecht und Zander zu bestaunen. Wie ein quicklebendiger Kleinfisch flitzen die neuen Kunstköder durchs Wasser oder täuschen beim Abbremsen einen verletzten und damit leicht zu ergatterten Beutefisch vor. Wie täuschend echt das aussieht, davon durfte sich der Nachwuchsangler am Stand von Günter Großmann aus Kiel im kleinen Testbecken selbst überzeugen. Die eigene Begeisterung für das Angeln ist ungebremst, meinte Großmann (52), der mit seinen Brüdern ein Angelgeschäft betreibt. Manchen Weltmeistertitel haben die Brüder von Angelwettbewerben nach Kiel geholt. Quasi vor der Haustür liegend, ziehen silbern schillernde Heringsschwärme in die Kieler Förde. Kitzeberg und Falkenstein locken besonders jetzt im Frühjahr mit Meerforellen, die sich sehen lassen können. Gute Dorsche für die Pfanne gehen an der Ostseeküste außerdem an den Haken, erfuhren die Standbesucher. Dabei könne es durchaus einmal lohnend sein, in der Abenddämmerung einen ungewöhnlichen Gummifisch zum Einsatz zu bringen und mit leichtem Spinnangelgeschirr die felsigen Küstenabschnitte abzugrasen.
Sicherheit geht vor – Büchsenmacher setzen auf Tradition
Wertvolle Tipps gab es auch am Stand der Ricklinger Büchsenmacherei Bälder. Solide Handwerksarbeit stand hier im Blickpunkt. Bei allen Neuerungen, die es auch im neueren Lauf der Jagdwaffenentwicklung gegeben hat, bleiben Sicherheit und Zuverlässigkeit oberstes Gebot. Ob alt oder neu, mit Leuchtpunkt oder ohne im Zielfernrohr, ein klassischer oder völlig neu entwickelter Verschluss der Waffe, spiele dabei keine Rolle, meinte Firmeninhaber Harry Bälder. Jagen bleibe ohnehin mit einer besonderen Verantwortung verbunden. Das gelte nach wie vor für die bejagte Kreatur genauso, wie für jeden abgegebenen Schuss. Diese Verantwortung und Sorgfalt gelte es besonders im Büchsenmacherhandwerk zu bewahren. Der Einsatz moderner Materialien wie etwa Kunststoff für Gewehrschäfte mit besonderen Witterungs- und Belastungsansprüchen, stehe dem keineswegs entgegen.
Immer mehr Frauen entdecken das Thema Jagd nicht nur in der Küche
Der Anteil junger Frauen, die sich der Jägerprüfung stellen, wächst stetig, sagte Marco Franzen vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Die stöberten längst nicht mehr am Herd allein in den durchaus spannenden Kochbüchern zum Thema Wild in der Küche, sondern nehmen auch begrüßenswert aktiv am Jagdgeschehen teil.
Besonderen Zuspruch gab es am Infostand der Jägerschaft auch für das Thema Natur vor der Haustür. Nistkästen, Naturführer und besonders Renner wie der Bausatz für ein eigenes Insektenhotel im Garten, erfuhren hohes Interesse der Besucher. Manches kleine Mobilheim wechselte dabei den Eigentümer und lädt nun in verschiedenen Gärten zum Bewohnen ein. Das ist toller Naturschutz vor der Haustür, freute sich Franzen über den Zuspruch. Außerdem habe Wild in der Küche einen besseren Stellenwert erhalten. Dazu tragen auch Veranstaltungen wie die AnJa nicht unerheblich bei, meinte Franzen.
Buntes Programm für alle Besucher
Dazu gab es Gelegenheit, sich bei den Vorführungen und Vorträgen in gemütlicher Runde zu informieren. Das Programm reichte dabei von der Vorstellung der auch heute noch unverzichtbaren Hunde im Jagdbetrieb bis hin zum Kurztrip zum Hechtangeln in der Rügener Boddenlandschaft.