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Kreis Segeberg / Daldorf / Erlebniswald Trappenkamp / 10.05.2014 Nur ein verräterisches kleines Blinken stiehlt sich auf den kupferfarbenen Wolfskopf, den einer der Sachsenkrieger versteckt unter dem Blattwerk mächtiger alter Buchen lauernd als Feldzeichen unter seiner Speerspitze trägt. Bruchteile einer Sekunde später dringt das Blinken durch das Laubwerk, blendet einen sich nähernden Späher der Slawen und löst ein nicht enden wollendes Gewirr aus blinkendem Stahl, Pfeilhageln, Leben durchdringenden Speerspitzen, krachenden Schilden und im Sturm und Getümmel des Angriffs stürzenden Leibern aus.

Schlacht um Suentana

Zwei Tage lang präsentierten rund 400 Akteure ein Stück Mittelalter im Erlebniswald Trappenkamp und ließen in insgesamt vier Schlachten mit über 200 Kämpfern die Schlacht um Suentana wieder aufleben.

Reiter, Pferde, Schwert- und Lanzenträger, Sachsen, Slawen, die Hiebe der Schwerter und Stiche der Lanzen und Pfeile machen keinen Unterschied, wenn sie auf Leben treffen. Am Ende der hin und her tobenden Flut aus Wut, Angst, Zorn, glitschigem Blut auf regennassem Boden und den Schreien der Kämpfer auf dem Schlachtfeld, müssen die Sachsenstämme aus dem holsteinischen Norden weichen, fliehen, werden hingemetzelt, gefangen genommen und hingerichtet oder geknechtet. Soweit das Szenario der Schlacht um Suentana, auf sandigen sanften Hügeln irgendwo auf dem Schwentinefeld bei Bornhöved, soweit die Überlieferung stimmt. Wo genau, ist ebenso im Dunkel der Geschichte versunken, wie die Namen der Sachsenführer und Fürsten, die sich im Norden der heranflutenden Herrschaft Karls des Großen entgegen stemmten. Wieder lebendig geworden ist das Stück Geschichte jetzt im Erlebniswald Trappenkamp, wo über 200 Kämpfer das Schlachtengetümmel in einer sogenannten Reenactmentschlacht nachgestellt haben.

Hin und her wogte der Atem der Schlacht, bevor die Sachsen aufgeben mussten und flohen

Hin und her wogte der Atem der Schlacht, bevor die Sachsen aufgeben mussten und flohen

Die Schlacht um Suentana 798 n. Chr. war die letzte große Schlacht der Sachsenkriege Karls des Großen, die mit der Niederlage der Sachsen auf dem Suentanafeld bei Bornhöved in die Geschichte einging. In Mitteldeutschland war es zuvor Widukind, der sich König Karl, der als Karl der Große in die Geschichte eingehen sollte, entgegenstellte. Im Norden in Holstein, Stormarn und Dithmarschen stemmten sich nordelbische Sachsenstämme Karls Besatzungsmacht entgegen, bringen seine Gesandten um oder verlangen Lösegeld für ihre Gefangenen. Die Antwort Karls kommt in Form seines Heerführers Eburis, der mit fränkischen Verbündeten im Gefolge anrückt. Auf dem „Schwentinefeld“, einer sandigen trockenen Fläche, kommt es zur entscheidenden Schlacht, bei der wohl über 4.000 Sachsen sterben.

Thüringischer Reiter

Die thüringischen Reiter waren eine echte Bereicherung für das mittelalterliche Schlachtengetümmel und sorgten für stimmungsvolle Bilder vergangener Zeiten.

Über die Schlacht um Suentana legt sich schnell der Schleier der Geschichte. Kaum etwas ist über die Sachsenführer bekannt, erzählt Gerald Bunz, alias Einhard, der als Chronist König Karls Teile des Geschehens festhielt. „Mühsam war es die Geschichtsbrocken und wenigen überlieferten Fakten wieder zusammenzutragen“, erklärte Bunz.

Gut ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert, um die Schlacht bei Suentana wieder aufleben zu lassen. Sonnabend war es soweit. Über 400 Kämpfer, Händler und Mittelalterbegeisterte hatten auf der Freifläche am Waldrand hinter dem Waldhaus im Erlebniswald Trappenkamp ihre Zelte aufgeschlagen.

Im Lager gab es viel zu sehen."Handarbeit macht Spaß", meinte Drechsler Jochen Timmermann aus Kellinghusen. Das fanden auch die Besucher.

Im Lager gab es viel zu sehen.“Handarbeit macht Spaß“, meinte Drechsler Jochen Timmermann aus Kellinghusen. Das fanden auch die Besucher.

Der Geruch von Lagerfeuern, eisernen Kochtöpfen, Räucherfischen, regennasser Wolle und von geschäftigem Treiben vor der Schlacht ließ hier ein Stück Vergangenheit wieder lebendig werden. Unter den Akteuren waren berittene Streiter aus Thüringen, Händler, Handwerker und Kämpfer aus Polen und den Niederlanden gekommen. Die polnische Szeneband Percival sorgte für musikalische Kurzweil.

„Wir sind stolz, so viele Kämpfer und Mitstreiter aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus dabei zu haben“, meinte Mitorganisator Björn Bunz, der als Sachsenfürst in die Schlacht zog.

Rhoda Fromme und Ludwig Steiger aus Berlin waren als Slaven in der Schlacht um Sventana dabei. Seit drei Jahren begeistern sich die jungen Berliner in ihrer Freizeit für mittelalterliches Leben und Kampfgeschehen.

Rhoda Fromme und Ludwig Steiger aus Berlin waren als Slaven in der Schlacht um Sventana dabei. Seit drei Jahren begeistern sich die jungen Berliner in ihrer Freizeit für mittelalterliches Leben und Kampfgeschehen.

Tolle Stimmung und mit dem Lager und der Schlacht im Erlebniswald einmal etwas Neues im Jahresprogramm hieß es so auch aus einer Berliner Truppe, die mit zehn Leuten angerückt war. Seit drei Jahren gehören für die Berliner Rhoda Fromme und Ludwig Steiger so auch Schwert und Nähnadel zum Freizeitleben dazu. Mit der Maschine genähte Kleidung gilt als nicht kodexgerecht, verrieten die jungen Leute. Aus Luxemburg waren Misch Meurin, Ben Schreiner und Daniel Rosenfeld angereist, um teilzunehmen und den Zuschauern eine Waffenschau mit Speer, Schild und Schwert zu präsentieren.

>>Die Sachsen kommen.<< Wie ihre Vorbilder zogen die Recken im Erlebniswald mit wummernden Schlägen auf ihre Schilde und Gebrüll in die Schlacht

>>Die Sachsen kommen.<<
Wie ihre Vorbilder zogen die Recken im Erlebniswald mit wummernden Schlägen auf ihre Schilde und Gebrüll in die Schlacht

Für bleibende Erinnerungen sorgten auch das Wummern der Schwerter und Speere auf den Schilden und die herausfordernden Schlachtrufe aus den Waldrändern im Erlebniswald und das Bild herunterprasselnder Pfeilregen auf sorgsam geschlossenen Schildwällen und von aufeinanderprallenden Kämpfern. Auch wenn die erhofften 10.000 Besucher aufgrund der sich über Schleswig-Holstein auftürmenden dunklen Wolken ausblieben, für einen ersten großen Mittelalterauftakt und die Nachstellung einer historischen Schlacht, war es eine gelungene Veranstaltung, meinte Gäste und Akteure. „Das Wetter gehörte eben auch schon 798 nach Christus dazu“, meinte Erlebniswaldleiter Stephan Mense. Immerhin konnten sich allein am Sonnabend gut 1.500 Besucher an dem mittelalterlichen Getümmel freuen und im Lager ein wenig Vergangenheit schnuppern.

Mittelalterliches Heer- und Handelslager im Erlebniswald

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Fotos sind als Abzüge für den privaten Gebrauch hier erhältlich: Abzüge Schlacht um Suentana