Noch im letzten Dezember waren die Schwestern Sonilda (23, links) und Elona (18, rechts) Tuci voller Hoffnung auf eine Zukunft in Deutschland, spielten bereits im Bokhorster Posaunenchor mit und waren Teil der Gemeinde. Jetzt ist ihre Zukunft offen

Noch im letzten Dezember waren die Schwestern Sonilda (23, links) und Elona (18, rechts) Tuci voller Hoffnung auf eine Zukunft in Deutschland, spielten bereits im Bokhorster Posaunenchor mit und waren Teil der Gemeinde. Jetzt ist ihre Zukunft offen

Bokhorst / 20.10.2016. Visum abgelehnt, hieß es im September für die aus Albanien stammenden Schwestern Sonilda und Elona Tuci, die bis April dieses Jahres in Schillsdorf gelebt und sich vorbildlich um die Weichenstellung für eine Zukunft in Deutschland gekümmert hatten.

„Wir sind tief enttäuscht“, meinte nicht nur Hermann Marsian aus dem Kirchenvorstand in Bokhorst. Die Bundesrepublik Deutschland muss keine Begründung für die Ablehnung abgeben, heißt es kühl und nüchtern in der Ablehnung der Visa durch die deutsche Botschaft in Tirana. Auch die Schillsdorfer Familien, die sich mit viel Zeit und Energie für die Integration der beiden jungen Frauen eingesetzt haben, wollen das abweisende Verhalten der deutschen Botschaft nicht verstehen. Die beiden jungen Frauen aus Albanien haben bis April in der Gemeinde Schillsdorf gelebt.

Wie Kirchenvorstand Hermann Marsian berichtete, sind die Schwestern im April auf eigene Kosten vorzeitig und freiwillig nach Albanien zurückgekehrt. Beide waren bestens integriert, sind Christen, waren lernwillig, hatten Praktika und Deutschkurse absolviert, sprachen nach wenigen Monaten bereits passabel Deutsch und waren in unseren Dörfern beliebt und anerkannt, so Marsian. Beide haben ein albanisches Abitur, Sonilda bereits einen Hochschulabschluss in Geographie. Beide wollten sich in Deutschland aktiv um eine berufliche Zukunft bemühen. Beide hatten eine Zusage des Diakonischen Werkes in Rendsburg zur Finanzierung eines Jahres im Bundesfreiwilligendienst (BFD). Hinzu kam die Zusage der Lebenshilfe Neumünster, dieses Jahr dort ableisten zu können. Beide hatten eine schriftliche Zusicherung zweier Familien aus Bokhorst, dass für Ihre Unterkunft und Verpflegung für die Zeit des BFD-Jahres gesorgt wird.

Am 15. September stellten die Schwestern voller Hoffnung ihre Visaanträge. Der bereits am 16. September ergehende Ablehnungsbescheid beendete vorerst die Hoffnung der beiden jungen Frauen. Ohne Begründung und Zeit zur Prüfung? “Warum?“, fragen der Bokhorst-Schillsdorfer Kirchenvorstand und die unterstützenden Familien. Die Bokhorster Begleiter der beiden jungen Frauen möchten wissen, ob es eine Chance für die beiden Frauen gibt? Die Eltern leben zurzeit in Wankendorf (Amt Bokhorst-Wankendorf), haben einen ablehnenden Bescheid und warten im Prinzip auf ihre Abschiebung. Dies wird unabhängig vom Fall der Töchter gesehen.

Den betroffenen Menschen ist es unverständlich, warum weiter Zeit, Energie und Hoffnung investiert werden sollen, wenn die rechtlichen Rahmen ein erfreuliches Ergebnis ohnehin nicht hergeben – soweit die Betroffenen. Aus dem Kieler Referat für Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsrecht im Innenministerium hieß es jetzt zur Sachlage: Grundsätzlich ist – bei Vorliegen der Voraussetzungen – die Teilnahme am Bundesfreiwilligendienst für Ausländer möglich. Einen Ausschluss aufgrund der Staatsangehörigkeit eines sicheren Herkunftsstaats gibt es nicht. Die Gründe für die Ablehnung der Visumanträge können allerdings ausschließlich von der Auslandsvertretung mitgeteilt werden.

Die Bokhorster wollen das so nicht hinnehmen und weiter alle Hebel in Bewegung setzen, um den jungen Frauen eine Rückkehr zu ermöglichen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-und-einwanderer-die-wichtigsten-fakten-a-1030320.html