Großharrie / 18.08.2017. In Großharrie mussten die beiden Europawanderer Helena und Carlo bei Landwirt Carsten Röpke nicht zweimal fragen, als sie am Donnerstagnachmittag um Quartier baten. Allerdings haben die beiden Wanderer auch ganz besondere Türöffner dabei. Seit einem Jahr ist das Paar mit den beiden italienischen Eseln Aurora Alba und Toni zwischen Italien und Schweden unterwegs. Vor zwei Jahren stellte sich das Künstlerpaar die Frage, ob es wohl möglich sei, Europa noch ganz klassisch zu Fuß zu durchqueren und welche Welt sich wohl bei so einem Unternehmen öffnen würde. Carlo Magnani ist 48 Jahre alt, war Theatertechniker, Regisseur und Schauspieler, hat ein Leben als Barista, Bühnenmanager eines Kreuzfahrtschiffes, Gärtner und Künstler geführt. Lebensgefährtin Helena Kågemark ist 47, hat ihren Lebensunterhalt lange Jahre als Seiltänzerin und Artistin bestritten, hat einen Master für Schauspiel der Academy of Musik and Drama, der Universität Göteborg und ist mit der Schwedin Cecilia Lagerström als Performing Arts Duo „Alkemisterna“ aufgetreten. 2016 nahm die Frage nach gemäßigteren Schritten und der Suche nach neuen Wegen Gestalt an.
Am 11. März 2016 machte sich das Paar im italienischen Albiano Magra begleitet von den beiden Eseln Aurora Alba und Toni auf den Weg in das schwedische Göteborg. Zu Fuß, 15 bis 20 Kilometer am Tag, quer durch Europa und mit unzähligen Begegnungen. Am 16.Oktober erreichten die vier Wanderer den Stall in Göteborg. Den Winter hat das Künstlerpaar in Schweden verbracht. Wie im letzten Jahr halfen dieses Jahr Freunde, auch die neue Herausforderung zu meistern.
Am 12. Juni haben sich Carlo und Helena auf den Rückweg nach Italien begeben. Nach der Fährüberfahrt von Göteborg nach Frederikshavn führte der Weg durch Dänemark nach Schleswig-Holstein. Donnerstag erreichte das Paar den Hof von Landwirt Carsten Röpke in Großharrie. Hier gab es eine Wiese und eine Handvoll Heu für die Esel und ein trockenes Plätzchen und vor dem Aufbruch am nächsten Morgen ein nahrhaftes Frühstück für die Wanderer. Bis maximal 40 Kilogramm Gepäck trägt einer der Esel. Den Rest tragen Carlo und Helena im eigenen Rucksack. Grund genug, keine Reichtümer anzusammeln. „Unser Reichtum sind die vielen Menschen, die unser Abenteuer teilen und unseren Weg begleitet, ein schlichtes Quartier bieten und andere Hilfe leisten oder einfach nur ein Lächeln am Wegrand, das uns ein Stück weit begleitet“, erzählen Carlo und Helena.
Als Besonderheit versuchen die beiden Wanderer, an jedem Rastplatz ein kleines Bäumchen zu pflanzen. „So markieren wir unseren Weg, dem wir oder andere Wanderer vielleicht in vielen Jahren entlang der gewachsenen Bäume noch einmal folgen können“, meinte Carlo Magnani. „Network Arboreo“, wie sie das Baumprojekt nennen, ist ein Social-Network von Menschen, Pflanzen und Plätzen.
Das ist auch auf dem Internetblog der beiden Europawanderer zu verfolgen. Auf: www.ettogonblickjagarpavag.blogspot.de ist die Geschichte von Carlo, Helena, der weißen Eselin Aurora Alba und dem grauen Toni zu verfolgen. Den Blog gibt es auf Schwedisch und Italienisch. Der Google Übersetzer ist hier recht hilfreich. Noch liegen allerdings noch einige Kilometer der etwa 2600 Kilometer langen Strecke vor dem Quartett. Freitag ging es bis nach Groß Kummerfeld.
Etwa 15 bis 20 Kilometer beträgt eine Tagesstrecke. „Esel mögen es eher ruhig und gemütlich“, meinte Helena vor dem Aufbruch in Großharrie. Schritt für Schritt geht es weiter in Richtung Elbe, die sie bei Lauenburg überqueren wollen. Danach führt der Weg quer durch Deutschland, weiter in die Schweiz und ins heimatliche Albiao Magra von Carlo Magnani.