Großharrie / Oktober 2019. Der ehemalige Großharrieer Landgasthof Hellenberg lag lange im Dornröschenschlaf. Zuletzt hatten noch die Schulkinder beim Vogelschießen ihre Aufführung auf der alten Bühne im Saal des Gasthofs gezeigt. Dann kehrte endgültig Ruhe ein im alten Saal und auf der Bühne. Inzwischen gibt es allerdings seit einigen Monaten wieder eifriges Leben im alten Gasthof. Der Grund: Die Konstanzer Puppenspielerin Irmi Wette und ihr Mann Ingo Woitke wollen Saal und Bühne mit neuem Leben und Projekten füllen. Irmi Wette ist Künstlerin, ausgebildete Erzieherin, sowie Natur- und Umweltpädagogin. Außerdem ist die 50-jährige Künstlerin Puppenspielerin und Figurengestalterin und gründete 1998 die Konstanzer Puppenbühne. Ingo Woitke (62) hat drei erwachsene Kinder, und ist Mathematik- und Physiklehrer am Städtischen Gymnasium in Bad Segeberg. Dort hat Woitke nicht nur seit langen Jahren Handpuppen- und Marionettengruppen betreut. Neben seiner Freude am Puppenspiel baut der Lehrer seit 30 Jahren Figuren für Theater, Film und Museum.
„Mich hat seinerzeit unter anderem der Hamburger Puppenbauer Jürgen Maaßen inspiriert“, sagte Ingo Woitke jetzt beim Besuch in Großharrie.
Auf den Spuren der Urgroßmutter.
Irmi Wettes künstlerische Wurzeln reichen noch viel weiter zurück. Ihre Urgroßmutter Adelheid Wette schrieb 1890 das Libretto zur Oper Hänsel und Gretel aus der Feder ihres Bruders und Komponisten Engelbert Humperdinck. „Bitte nicht zu verwechseln mit dem „gleichnamigen“ Schlagersänger, meinte Irmi Wette.
Mitten im alten Saal des einstigen Landgasthofs in Großharrie stehend, können es Irmi Wette und Ingo Woitke kaum fassen, wie sich ihr Leben in kürzester Zeit umgekrempelt hat. Fast wie gestern scheint es, dass sich das Paar vor gut einem Jahr in Konstanz kennengelernt hat. Die Hochzeit ist noch ebenso frisch in Erinnerung, wie die Suche nach einem gemeinsamen Zuhause in Schleswig-Holstein. Hier half ein wenig „Kamerad Zufall“, meinte Ingo Woitke. Als sich für Irmi Wettes Sohn Jonathan (10) der Besuch eines Neumünsteraner Gymnasiums anbot, meinte diese: „Super, das passt, jetzt such uns bitte einen alten Landgasthof mit Saal und Bühne in der Nähe.“ Während Irmi Wette mit ihrem Projekt „Pfoten weg“ auf Tour durch Deutschland war, wurde Ingo Woitke in Großharrie fündig. Kurz entschlossen fiel zum Jahresbeginn 2019 hier die Entscheidung für den Kauf des alten Landgasthofs Hellenberg.
Seitdem wird gewerkelt, umgebaut und renoviert. Im alten Saal ist bereits neuer Glanz zu ahnen. „Nicht mehr lange, dann kann das erste Kennenlernen in der frisch erstrahlenden Atmosphäre des Saals stattfinden“, sagt das Künstlerpaar.
„Pfoten weg“, „Staunbaum“ und die Figurenwerkstatt Mugsmaus ziehen nach Großharre.
Neben dem Projekt „Pfoten weg“ für Kinder, das sich gegen sexualisierte Gewalt richtet, soll das Figurentheater „Staunbaum“ aus der ehemaligen Konstanzer Puppenbühne aufgeführt werden. Außerdem ziehen ein Figurentheater mit Kasper und der Gesundheitsfee und ein Figurenmuseum ein. Dazu sind Projekte zur Inklusion und kostenfreie Aktionstage geplant. Spannend soll es auch in der Figurenwerkstatt „Mugsmaus“ zugehen. „Außerdem, so das Künstlerpaar, sind wir offen für Projekte und gemeinsame Aktionen etwa mit Musikgruppen, der Feuerwehr oder den Grundschulen und mehr.“ Darüber hinaus möchte Irmi Wette das spielerisch angebotene Stück Kultur für Kinder oder auch finanziell schwächer gestellte Menschen unentgeltlich zugänglich machen. Deswegen ist eine Vereinsgründung geplant. Figurenzauberei e.V. in Gründung soll diesen Zugang möglich machen. Informationen sollen demnächst auf dem Internetauftritt www.figurenzauberei.de verfügbar sein. E-Mail: info@figurenzauberei.de. Telefon: 04394 9999077.