Silvesternacht – das ist die Gelegenheit zu feiern, sich von liebgewordenen Gewohnheiten zu verabschieden, gute Vorsätze für das neue Jahr zu fassen und Familie, Freunde und Kollegen mit den besten Wünschen für die nächsten 365 Tage zu erfreuen. Gute Vorsätze gehören nun einmal traditionell zur Neujahrsnacht dazu. Um aber Raum für all die guten Wünsche und Vorsätze zu schaffen, muss erst einmal Platz gemacht werden. Also: Fort mit den alten Geistern des vergangenen Jahres! Am besten mit einem lauten Knall und vielen bunten Lichtern und pfeifendem Getöse. Das allerdings trägt nicht bei allen Zeitgenossen zu einer fröhlichen Nacht bei und sorgt bei einigen eher für Kummerfalten auf der Stirn. Landwirte gehören dazu. Die tragen sich eher mit der Sorge, dass den Kühen im Stall nicht die Milch sauer wird und den zart besaiteten Mastschweinen nicht vor lauter Schreck über das Getöse vor der Tür das Herz stehen bleibt. Böller und Bullen passen nicht gut zusammen, weiß auch der Bönebütteler Biolandwirt Dirk Kock-Rohwer. Jedes Jahr zu Silvester heißt es für die Landwirte nicht nur das alte Jahr im Kreis von Freunden, Familie und in fröhlicher Runde zu verabschieden, sondern auch hoffen, das Hof und Vieh den Neujahrsbeginn gut überstehen. Trotzdem dürfe gefeiert werden und auch der eine oder andere Böller gehöre nun einmal dazu, wenn die alten Geister mit bunten Lichtern am Himmel und lautem Böllerknall vertrieben werden. Feuerwerk in Hofnähe mögen Kock-Rohwer und seine Angestellten wie Hannah Schmidt allerdings eher weniger. „Die von nicht ganz abgerannten Raketen und schwelenden Pappresten ausgehende Gefahr ist einfach zu groß“, sagt Dirk Kock-Rohwer. Als Leiter der örtlichen Feuerwehr weiß der Landwirt um die möglichen verheerenden Folgen. Ein schwelender Papprest kann reichen, um einen ganzen Hof zu entzünden, wenn ein Funke oder eine kleine Flamme in die Nähe von Heu oder Stroh gerät. Besitzer alter Reetdachhöfe müssen bei trockenem Wetter auch noch um das empfindsame Naturdach fürchten. Wehe, wenn hier eine nicht ausgebrannte Rakete im Reet stecken bleibt. Kühen, Pferden, Schweinen und anderen tierischen Hofbewohnern ist das Silvestergeschehen ohnehin nicht geheuer. „Unruhige Bullen im Offenstall tragen auch nicht gerade zu einer ruhigen Feierstunde von Landwirten bei“, sagt Kock-Rohwer. Bestenfalls stören sich unter den vierbeinigen Hausgenossen Jagdhunde noch am wenigsten am Dauerknall vor der Haustür und wundern sich eher aufgeregt, warum bei all dem Geknalle weder Hasen, Enten oder Fasanen zu apportieren sind. Besser sei es, in der Nähe zu bleiben, meint der Landwirt. Auch wenn es zum Neujahrsbeginn keine Extraration Heu gebe, wie zu Weihnachten – der Rundgang über den Hof und einige beruhigende Worte helfe den Tieren über die unruhigen Stunden hinweg. „Wahrscheinlich bin ich selbst Silvester der Unruhigste auf dem Hof“, sagt Dirk Kock-Rohwer und hofft wie jedes Jahr, dass Tiere und Hof die feurige Nacht gut überstehen und auch die Feuerwehr nicht ausrücken muss.
Auch Landwirtin Hannah Schmidt, die seit zwei Jahren auf dem Biohof arbeitet, bleibt Silvester gern freiwillig zu Hause und feiert mit Freunden auf dem Hof. Als Entschädigung gebe es schließlich um Mitternacht nach dem Kontrollbesuch bei Lieblingsschwein „Trüffel“ auch noch das Treffen der Bönebütteler auf der Straße vor dem Hof. Das sei schon ein wenig Tradition, sich dort zu treffen und das neue Jahr mit guten Wünschen zu beginnen.